Januar 2022

Grundlagen unserer Gesellschaft

Ein Hintergrundbericht

 

Wir haben uns gedacht, dass es für die Bürger unseres Landes sinnvoll ist, wenn wir als Waldbauern einen Überblick über die Grundlagen unserer Gesellschaft geben. Den Bauern sagt man nach, dass sie langfristig denken müssen, sogar über Generationen.

 

Seit Menschen in dem Gebiet des heutigen Deutschlands leben, haben die Bewohner sich von dieser Erde ernährt. Wissen unsere Bürger, dass wir uns davon verabschieden? 70 % von dem Obst und Gemüse, was in Deutschland gegessen wird, soll schon aus dem Ausland kommen.

Was hat das für Folgen?

 

Zuerst möchten wir eine Rangfolge festlegen:

 

Die Sicherstellung der Ernährung ist das Wichtigste einer Gesellschaft. Die Gesellschaft wurde zur Hochkultur durch Erfolge in der Ernährung und Landwirtschaft. Und die Hochkultur ist meist durch die Missachtung ihrer Nahrung produzierenden Landwirtschaft wieder zusammengebrochen. Und zwar wurden die Säulen der Gesellschaft immer tönerner und plötzlich – durch ein eher belangloses Ereignis – brach alles in sich zusammen. Hunger und Tod in gewaltigen Ausmaßen waren und werden die Folgen sein.

 

Der zweitwichtigste Aspekt in Deutschland ist das Wohnen und Heizen. Wir leben in einem kalten Land. Da spielt Holz eine wichtige Rolle. Deswegen passt dies Thema über die Gesellschaft hier zur Forstwirtschaft. Die Landwirtschaft lässt sich nicht von der Forstwirtschaft trennen, denn 30 Prozent des Waldes wird von den Bauern bewirtschaftet.

 

Das Drittwichtigste einer Gesellschaft ist die Gesundheit und damit das Gesundheitssystem.

 

Das Wichtigste danach, also an vierter Stelle, ist aus unserer Sicht die Natur, der Artenschutz und das Klima. Denn wir Menschen müssen mit der Natur klarkommen, sonst zerstören wir uns Menschen selber.

 

Erst an fünfter Stelle ist die allgemeine Energieversorgung zu nennen, und zwar das, was über die ersten vier Punkte hinausgeht.

 

Urlaub und alltägliches Autofahren sind Luxus einer Gesellschaft. Beides kann sich vielleicht um die zwanzigste Stelle streiten. Leider ist in Deutschland die Wichtigkeit verdreht.

 

An sechster Stelle steht vielleicht die Altersvorsorge. Das steht auch im Vordergrund der staatlichen Stellen. Es wird für die Rente eingezahlt, zusätzlich privat Geld angespart und Versicherungen werden abgeschlossen, um im Alter Geld zu haben. Aber was ist das noch wert, wenn wir als Deutschland unsere Ernährung ins Ausland abgeben? Kann man Geld essen? Wie wäre ein Geldscheinragout optisch mit Münzen garniert? Das kann lecker aussehen. Ist es nicht wichtig, darüber zu diskutieren, wie sicher die Lebensmittelversorgung ist und woher unsere Nahrungsmittel kommen?

 

Anfang der 60er Jahre wurden weitreichende politische Entscheidungen getroffen. Bundeskanzler Ludwig Erhardt soll gesagt haben, dass es auch ohne die Bauern ginge. 1968 waren die ersten großen Gewinneinbrüche in der Landwirtschaft. Die Bauern wurden zum Rationalisieren und zum Einsatz von Pflanzenschutzmittel gezwungen. Den Bauern blieb nur, nach der Devise „Wachse oder Weiche“ weiterzumachen. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Viele Bauern geben auf, besonders in der heutigen Zeit. Nicht nur der extreme Preisdruck, massenhaft Umweltauflagen, sondern auch die fehlende Anerkennung und sogar Bashing gegenüber uns Bauern verstärken diese Fehlentwicklung.

 

Nicht aufgefallen ist, dass mit dem Bauernsterben die Natur, unsere Arten und das Klima immer mehr leidet. Dies hängt nämlich unmittelbar zusammen. In den 60er Jahren war die Umwelt und die Artenvielfalt im ländlichen und forstlichen Bereich noch in Ordnung und man kann heute neidisch auf die damaligen Klimaschutzwerte schauen. Wer das betrachtet, hat den entscheidenden Schritt zum erfolgreichen Natur- und Artenschutz sowie beim Klimaschutz erkannt. Die vielen Bauern zum Aufgeben zu zwingen war falsch. Entscheidend ist, diese üble Entwicklung endlich zu stoppen.

 

Leider werden die Gründe für die Fehlentwicklungen nicht öffentlich diskutiert. Denn die Politik in Deutschland setzt auf Export. Exporte können aber nur durch Importe bezahlt werden.

Dies geschieht besonders mit billigen Nahrungsmitteln und auch mit billigem Holz. Der deutsche Markt wird seit Jahrzehnten überschwemmt und die Erlöse für die Land- und Forstwirtschaft sinken. Somit ist das Problem erklärt. Außerdem macht der übertriebene Export nur einige Wenige reich. Die meisten Bürger haben nichts davon.  Die heimischen Märkte sind zum großen Teil schon zerstört.

 

Wer hat schon mal darüber nachgedacht, wer die Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg ernährt hat? Waren es nicht hauptsächlich die kleinen Bauern? Würden dies unsere heutigen hochspezialisierten landwirtschaftlichen Betriebe auch hinbekommen? Wohl kaum. Es müssen nicht gleich Kriege sein, die Versorgungsengpässe erzeugen. Das kann auch durch Hackerangriffe, Epidemien wie jetzt Corona, Klimakatastrophen durch Windstürme, Überschwemmungen oder Sonstiges passieren. Die Zukunft wird turbulent, so viel ist sicher! 

Es könnte ein Vulkan irgendwo auf der Erde ausbrechen und so viel Asche in die Atmosphäre blasen, dass vielleicht 5% der Sonneneinstrahlung weltweit am Boden fehlt. Dies hätte auf die Produktion von Nahrungsmitteln einen sehr großen Einfluss, der Ertrag könnte um die 30% weltweit sinken. Werden nach solchen Katastrophen und Krisen die Lebensmittel erzeugenden Ausländer noch genügend Obst und Gemüse nach Deutschland liefern? Erkennt der Leser, dass Deutschland hier extreme Risiken eingeht, die wir überhaupt gar nicht eingehen müssten? Wir haben gute Böden. Warum nutzen wir sie nicht? Unsere Großeltern wussten noch, wie wertvoll und überlebenswichtig unsere Ackerflächen sind.

 

Die Rationalisierung der Landwirtschaft seit den 60er Jahren und damit einhergehend das Bauernsterben sind die Haupt-Ursache für das Artensterben. Auch der Rückgang der Natur sowie Klimaschäden sind damit verbunden (vgl. auch weitere Beiträge auf unserer Internetplattform wie „Unser Wald verfällt“ und „Mit Holz heizen ist Klimaschutz“).  Besonders an die Adresse von Umweltorganisationen und Umweltbehörden formulieren wir hier noch einmal ganz klar unsere Haltung: Die Bauern sind nicht die Täter, sondern Opfer der Entwicklung. Die Umweltauflagen der letzten dreißig Jahre in der Land- und Forstwirtschaft haben so gut wie nichts gebracht. Konnten ja auch nichts bringen, weil das Bauernsterben dadurch noch beschleunigt wurde und wird.

 

Das Artensterben ist weltweit ein echtes Problem für uns Erdenbewohner. In Deutschland war die Biodiversität sehr reichhaltig und vielseitig. Diese haben sich über Jahrhunderte mit der unterschiedlichen land- und forstwirtschaftlichen Nutzung entwickelt. Mit dem Bauernsterben sterben unsere hiesigen Arten.

Gleichzeitig verliert die Erde die Naturarten dort, wo jetzt unsere Nahrungsmittel und unser Holz zum Import nach Deutschland angebaut werden.

Damit haben wir offengelegt, dass eine Verlagerung der land- und forstwirtschaftlichen Produktion

ins Ausland die hiesigen Arten und im Ausland die Naturarten absterben lässt.

Hier erfolgt also eine doppelte Vernichtung.

Für diese Vernichtung sind die Umweltorganisationen und die Umweltbehörden mitverantwortlich. Sie fordern ja immer noch mehr Regeln und Verbote für die Land- und Forstwirtschaft, die einseitig die deutschen Bauern massiv belasten und sie zum Aufgeben ihrer Betriebe veranlassen.

 

Wissen die Umweltorganisationen, die Umweltbehörden, Umweltministerien, Landwirtschaftsministerien und Verwaltungsgerichte, was sie mit ihren Verboten und Regelungen bewirken? Es sind massive Belastungen für die deutschen Bauern, die auf dem gleichen Markt mit ausländischen Lebensmittelerzeugern konkurrieren, die diese finanziellen Belastungen gar nicht haben.

Außerdem sind die bei den Bauern ankommenden schweren Vorwürfe aus der Gesellschafft und die fehlende Anerkennung sehr frustrierend. Nachfolge- und andere soziale Probleme kommen dazu. Dies zerstört unsere Gesellschaft und das Klima unserer Erde wird weiter belastet. Spätestens nach den Bauernprotesten der letzten Jahre hätten sich die Einstellungen hierzulande ändern müssen.

Aber nein, nun reihen sich die Umweltorganisationen und die Umweltbehörden zu den großen Naturzerstörern, Artenvernichtern und Klimaschänder ein, gleichberechtigt neben der Export- und der Importwirtschaft.

 

Umweltorganisationen und Umweltbehörden haben den Fehler gemacht, sich nicht mit den Experten, und zwar den Bauern, auseinanderzusetzen. Wenn sie frühzeitig Mitarbeiter aus der Land- und Forstwirtschaft eingestellt hätten, wäre diese Schieflage nicht entstanden. Wir als Deutschland wären viel erfolgreicher im Umweltschutz. Es gibt keinen Bereich in Deutschland, in dem man die Experten so ausgeschaltet hat wie in der Land- und Forstwirtschaft.

 

Lösungen für unsere Gesellschaft gibt es nur in dem Erkennen der politischen Fehlentwicklungen. Dort sind die Lösungen zu finden. Nahrungsmittel sollten keine Ramschware mehr sein. Die deutschen Bauern können für diese Hungerlöhne keine Nahrungsmittel produzieren. Dies darf man als pure Ausbeutung betrachten. Sie brauchen ca. die doppelten Erzeugerpreise. Die Verbraucherendpreise steigen gar nicht so hoch, denn die heutigen Kosten liegen hauptsächlich in der Verarbeitung und im Handel. Dann brauchen wir regionale Biobauern. Das sind für uns Demeter und Biolandbauern. Sie brauchen als Erzeugerpreise das Vierfache von dem, was konventionelle Bauern heute bekommen. Wenn 10% von dem, was wir in Deutschland essen, von regionalen Biobauern kommt, also nicht aus dem Ausland, dann sind ca. 30% der Bauern Biobauern und sorgen nebenbei und kostenlos für eine Rückkehr der Natur, unserer Arten und betreiben Klimaschutz.

 

Also nochmal für die Umweltorganisationen und Umweltbehörden: Ausschließlich durch höhere Erzeugerpreise kommen wir aus der Krise. Alles andere ist Zeit- und Geldverschwendung. Und wird es nicht Zeit, andere Ziele zu setzen, anstatt sich zusätzliche Belastungen für die Bauern auszudenken?

 

Ich persönlich bin nicht mehr bereit, meine gezahlten Steuern in teure staatliche Umweltmaßnahmen sinnlos verprasst zu sehen, die gar nichts oder nur wenig für unsere Umwelt leisten.

 

Unsere Agrarprodukte aus dem Ausland zu beziehen bedeutet auch, dass wir als Gesellschafft prekäre Lebensbedingungen dort schaffen und aufrechterhalten. Wir sind dort für übelste Arbeitsverhältnisse, Ausbeutung, Krankheiten und auch Kinderkrankheiten mitverantwortlich. Passt das zu unserem Werteverständnis?

 

Was folgt, wenn sich der desolate Zustand unserer der deutschen Wälder nicht bessert? Da, wo der Begriff Nachhaltigkeit herkommt, funktioniert er seit 50 Jahren schon nicht mehr. Der Wald verfällt weiter.

 

Wenn wir die Land- und Forstwirtschaft nicht verlieren wollen, müssen korrekte Löhne bezahlt werden. Zurzeit gibt es hier die geringsten Stundenlöhne, die geringsten Verdienstmöglichkeiten für Selbstständige, aber die höchsten für wirtschaftliche Risiken. Das wird nicht lange gut gehen.

 

Mit durchdachten politischen Veränderungen werden wir unsere Landwirtschaft und unsere heimische Ernährung retten. Fleisch produzierende Betriebe werden bei angemessenen Preisen auf eine Gemüseproduktion umsteigen. Der deutsche Anteil zum Erhalt der Natur, der Arten und des Klimas sollte nicht länger auf sich warten lassen. Die Lösungen der Probleme sind oft einfacher und ohne aufwendige Bürokratie zu verwirklichen.

Aber wollen das die politisch Verantwortlichen?

Daran darf gezweifelt werden.

 

Ein verantwortlicher Landwirtschaftsminister sollte sich um die zurzeit notleidenden Schweinebauern kümmern und ihnen Lösungsmöglichkeiten zum Überleben als Bauern anbieten. Wer das Bauernsterben nicht stoppt, hat für die Natur, Arten und das Klima nichts erreicht.

 

Dipl. Ing. Andreas Perkmeyer