Zeitungsbericht: Borkenkäfer und Trockenheit machen zu schaffen

Emszeitung Lokales am 10. Mai 2022

10.5.2022 - S.16 - Lokales                                                     

 

Borkenkäfer und Trockenheit machen zu schaffen               

So geht es dem Wald auf dem Hümmling

 

Mirco Moormann              

                      

Seit vier Jahren breitet sich der Borkenkäfer auf dem Hümmling aus. Noch ist kein Ende der Schädlingsplage in Sicht, zudem machen Wetterphänomene Waldbesitzern und Förstern zu schaffen.

Die Frage nach dem Wohlbefinden des Waldes ist für Förster Johannes Kopka nicht mit einem Satz zu beantworten, doch gut geht es ihm nicht. Der für den östlichen Hümmling zuständige Experte nennt gleich mehrere Faktoren, die den Bäumen zu schaffen machen. Denn neben dem Borkenkäfer, den Kopka in Kooperation mit Waldbesitzern seit 2018 bekämpft, gefährden sowohl Trockenheit als auch besondere Wetterereignisse den Baumbestand. 

Borkenkäfer: Der Käfer breitet sich weiter auf dem Hümmling aus. Waldbesitzer haben mehrere Hektar Waldfläche verloren, auf der die meist betroffenen Fichten standen. Man habe versucht, die befallenen Bäume und auch die drum herum abzuholzen, damit der Käfer so keinen Lebensraum mehr findet. Dieses Vorgehen dauere aber mindestens acht Jahre, so Kopka. Sollte demnach alles klappen, wäre der Borkenkäfer im Jahr 2026 besiegt. Nach Jahren der Trockenheit hatte der Borkenkäfer oftmals leichtes Spiel mit den Bäumen, die aufgrund des Wassermangels nicht ausreichend Harz zur Verteidigung gegen den Eindringling produzieren konnten. 

Sturm "Zeynep": Auch auf dem Hümmling hat es in der jüngsten Vergangenheit Wetterphänomene gegeben, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind. So zogen im Februar 2022 die Stürme „Ylenia“ und „Zeynep“ über das Land und hinterließen vielerorts große Schäden. Die Waldbesitzer auf dem Hümmling wie Hubertus Nortmann und Hubert Konen haben noch heute mit den Schäden zu kämpfen.

Denn wie Kopka erklärt, war vor dem Sturm viel Regen gefallen, der Bäume unterspülte, oder der Untergrund so aufgeweicht, dass diese fielen. Konen hat in einem zwei Hektar großen Gebiet in Spahnharrenstätte etliche alte Bäume verloren, die kurz vor der Vermarktung standen. Nun sind in die ersten Bäumen bereits die Borkenkäfer eingedrungen. Nortmann hat nach eigenen Angaben aufgrund der Trockenheit mehr als zwei Hektar Wald fällen müssen. 

Wie geht es weiter? Gemeinsam mit Kopka und darüber hinaus sind Nortmann und Konen schon seit Jahren dabei, den Wald umzubauen. „Das geht aber nicht in 20 Jahren“, erklärt Nortmann, der Vorsitzender der Waldschutzgenossenschaft Hümmling-Ost ist. Wie Konen ist er Land- und Forstwirt und hat den Wald vererbt bekommen. „Angelegt worden ist der Wald von meinem Vater und Großvater“, erklärt der Werlter. Und damals seien es Bäume wie Fichten gewesen, die gefragt gewesen sei, etwa als Grubenholz im Ruhrgebiet.

Heute werde jede gefällte Fichte nicht wieder gepflanzt, sondern stattdessen die Douglasie oder etwa Rotbuche. Probleme beim Aufforsten gibt es aber auch. Wie Konen in seinem Wald in Spahnharrenstätte erklärt, wächst dort etwa die spät blühende Traubenkirsche – eine invasive Art, die andere Bäume am Aufwachsen behindere. Man wolle auch nicht ein ganzes Waldgebiet abholzen und alles neu anpflanzen, sagt Nortmann: „Denn der Wald ist allen zugängig und wird auch als Naherholung genutzt.“ Froh zeigen sich die Männer über neue, natürlich angewachsene Laubbäume. 

Es gibt ein Problem: Aufgrund der Preise für das Holz haben die Waldbesitzer kaum Verdienst am Rohstoff. „Das Geld aus dem Verkauf reicht nicht einmal, um neue Setzlinge zu beschaffen“, erklärt Konen. Zwar hätten sich die Preise im Vergleich zu 2020 deutlich verbessert. Abgesehen vom derzeit raren Saatgut, kämen aber noch die Kosten für die Pflege des Waldes hinzu. Dann müsse am Ende noch draufgezahlt werden.

Deshalb wünscht sich die Genossenschaft eine bessere finanzielle Unterstützung vom Land bei der Wiederaufforstung. Nur so könne ein gesunder Wald auch in Zukunft funktionieren. Darüber hinaus möchten die Waldbesitzer auch mitbestimmen, etwa bei der Art der Bäume, die gepflanzt werden. Die Vorgaben der Landesregierung seien zu eng gestrickt, so Nortmann: „Wir als Waldbesitzer wissen aus Erfahrung genau, was wo gut wächst – und Hannover ist weit weg.“